Rinder stärken die Region


Rund 100 Besucherinnen und Besucher bei Dialogveranstaltung „Ein Teller voll Gras? Tierhaltung im Fokus! Regionale Lebensmittel fördert Kulturlandschaft und Tierwohl“ im Bürgerhaus Asbach

Kühe spielen eine enorm wichtige Rolle für Landwirtschaft, Umwelt und Gesellschaft im Nordwesten von Rheinland-Pfalz. Das war die zentrale Botschaft bei der Dialogveranstaltung der Initiative „Landwirtschaft, die Werte schafft“ im Bürgerhaus Asbach. Rund 100 Gäste erfuhren in spannenden Vorträgen, welche Bedeutung die Rinderhaltung nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Ökologie, den Tourismus und damit insgesamt als Wirtschaftsfaktor in der Raiffeisen-Region sowie den Regionen Rhein-Wied und Westerwald-Sieg hat.

Wie insbesondere die Milchviehbetriebe wirtschaftlich arbeiten können und wie sich das Bild der Landwirtinnen und Landwirte in der Gesellschaft zum Positiven drehen kann, wurde in einer lebhaften Diskussionsrunde kontrovers besprochen. „Die Veranstaltung war ein voller Erfolg“, war sich das Sprecherteam der Initiative einig. „Der Abend hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Landwirtinnen und Landwirte untereinander diskutieren, um geschlossen in Richtung Politik und Gesellschaft auftreten zu können.“

„Die Kuh ist unser wichtigster Grasveredler“, betonte Tierarzt Nico Beckers-Schwarz in seinem Vortrag. Damit sei sie unersetzbar in einer Region, in der aufgrund der vielen Hanglagen kaum Flächen für den Ackerbau genutzt werden können, die aufgrund der vielen Niederschläge aber sehr fruchtbar ist. „Wir haben mit unserem Grasland sehr hochwertiges Futter. Das ist ein wichtiger Faktor für hohe Milcherträge“, erläuterte er. Wenn also aufgrund immer höherer Auflagen aus der Politik und eines hohen Kostendrucks Höfe schließen müssten, „dann hat das schwerwiegende Folgen für die ganze Region – für die Wirtschaft genauso wie für die Natur“, sagte Landwirt Mario Orfgen, Mitglied im Sprecherteam von „Landwirtschaft, die Werte schafft“.

Dabei sind die wirtschaftlichen Voraussetzungen vor allem für Milcherzeuger aktuell eigentlich gut, wie Helmut Stuck, Leiter Milchverwaltung und Erzeugerberatung bei der Molkereigenossenschaft Hochwald, erklärte: „Lidl und Aldi setzen konsequent auf Milch aus deutscher Erzeugung und im Export ist deutsche Milch ebenfalls sehr gefragt.“ Der Fokus auf regionale Produkte werde auch von den Verbraucherinnen und Verbrauchern akzeptiert. „Bio bleibt wegen der höheren Preise viel im Regal liegen. Deswegen setzt der Handel da auch nicht drauf. Der Handel nimmt ins Sortiment, was von den Menschen gekauft wird“, sagte Stuck. Es sei daher falsch, dass die Politik in ihren Vorgaben Bio-Produkte per se bevorzuge. „Ein Hof muss kein Bio-Betrieb sein, damit es den Tieren gut geht“, sagte Nico Beckers-Schwarz. Landwirtinnen und Landwirte seien auf hohe Erträge angewiesen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. „Die habe ich nur, wenn das Tier gesund ist und sich das ganze Jahr über wohl fühlt.“

„Wie können wir Landwirte dafür sorgen, dass die Politik uns zuhört?“, fragte einer der Besucher im Rahmen der Diskussion. „Indem Sie agieren und kooperativ sind, statt nur zu reagieren“, war die klare Antwort von Patrick Liste, Chefredakteur des Wochenblatts für Landwirtschaft und Landleben. In seinem Vortrag hatte er zu Beginn der Veranstaltung einen Überblick über die Situation der Landwirtinnen und Landwirte gegeben. „Sie leisten viel, aber ernten dafür wenig Anerkennung und sind unter hohem Druck von Politik, Medien und Gesellschaft.“ Um einen Weg aus diesem Dilemma zu finden, seien die Proteste der vergangenen Monate nicht ausreichend. „Die Landwirtinnen und Landwirte müssen die Herausforderungen aktiv angehen. Sie müssen Zukunftsbauern werden“, gab Liste den Zuhörenden mit auf den Weg.


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